© Bild: Marco Zocchi (Nächtliche Gebetswache 2020 in Renens)

 
 

 
 
 
 
 

 

Nächtliche Gebetswache 2021: Meditation

 
 

 «Geh in dieser deiner Kraft»

 

Da wandte sich der Herr ihm [Gideon] zu und sagte: «Geh in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians! Sende ich dich nicht hiermit?» Er entgegnete ihm: «Mit Verlaub, Herr, womit könnte ich Israel retten? Sieh doch, meine Tausendschaft ist die schwächste in Manasse und ich bin der Jüngste im Haus meines Vaters.» Der Herr sagte zu ihm: «Ich werde ganz gewiss mit dir sein und du wirst Midian schlagen, als wäre es nur ein Mann.» (Ri 6,14-16)  


Folter gehört zu den schlimmsten Auswüchsen des Bösen. Wer sich gegen die Anwendung von Folter engagiert, vor welchem spirituellen Hintergrund auch immer, fühlt sich manchmal in einer Position der Schwäche. Eine Kraft in ihm drängt ihn jedoch dazu, durchzuhalten. Welche Schwäche, welche Kraft?


Verletzlichkeit erfahren mit ACAT


Bei ACAT fühlen wir uns manchmal sehr schwach, sehr anfällig angesichts des Ungeheuers, mit dem wir es aufnehmen. Trotz unserer Zugehörigkeit zu einem Verein, der uns begleitet, müssen wir uns wie Gideon zusammenreissen, um angesichts unserer Kleinheit und unserer kleinen Anzahl den Mut nicht zu verlieren. Zudem sind die positiven Ergebnisse oft fragil, und wir müssen ohne Unterlass weiterkämpfen.


Die Kraft in uns


Aber so wie Gideon, haben wir ein Versprechen von Gott erhalten: «Sende ich dich nicht hiermit? Ich werde ganz gewiss mit dir sein.» Für ChristInnen wird diese Kraft genährt aus dem Gebet im Namen des Gefolterten, des Gekreuzigten, des Auferstandenen. Sie kommt vom Heiligen Geist, der Frauen und Männer auf den Weg schickt, auf Mission und manchmal in eine dramatische Lage. Solche Frauen und Männer, die der Geist entflammt und nährt, hat es zu allen Zeiten gegeben. Manchmal ohne es zu merken, gehen sie in Jesu Fusstapfen, fest verankert im Triumph des Lebens. Ihr Widerstand führt sie manchmal in das Dunkel des Kerkers und der Folter.


Die Nächtliche Gebetswache ruft uns unseren Auftrag in Erinnerung: uns bei den Behörden für die Freilassung dieser Opfer einzusetzen; beim Vater im Namen des Sohnes um die Unterstützung der Betroffenen durch den Heiligen Geist zu bitten und gegen jegliche Entmenschlichung zu beten; durchzuhalten in diesem Engagement und unserer Schwäche die Stirn zu bieten: «Gott, wir sind wie die Jünger, eingeschlafen im Garten Gethsemane. Wir sind so schwach. So wenig verlässlich. So wenig präsent in unseren Gebeten. Zweifellos unfähig, dieses Gefühl von Einsamkeit des Gefolterten zu mildern, dessen Rücken jetzt vom Holz des Kreuzes erdrückt wird. Und doch machen wir uns demütig neben dir auf den Weg.»*


(Auszüge aus der Meditation von ACAT-Frankreich. Der ungekürzte Text auf Französisch ist verfügbar auf www.nuitdesveilleurs.fr)

 

* Marc Zarrouati. La Croix : chemin de libération (Un chemin de croix à Saint-Sernin), Artège, 2010, S. 7.