Bild: ACAT-Frankreich

 
 

 
 
 
 
 

 

26. Juni 2023: beten für Menschen, die Folter erlitten haben

 
 

Der 26. Juni ist der Internationale Tag zur Unterstützung der Folteropfer. Für die internationale ACAT-Bewegung ist dieser Tag ein Schlüsseldatum.*

 

Mit dieser Initiative wird eine internationale Kette von Menschen geschaffen, die in dieser Nacht der Opfer gedenken. Wir wollen den 26. Juni gemeinsam begehen und allen Menschen, die Folter erlebt haben oder heute erleiden, unsere Solidarität bekunden. 

 

Die Nächtliche Gebetswache wurde 2006 von ACAT-Frankreich ins Leben gerufen.

 

* Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat den 26. Juni zum Internationalen Tag zur Unterstützung der Folteropfer erklärt. Angestrebt werden die Beseitigung der Folter und die Einhaltung des Übereinkommens der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe.

 

 

Ihre Teilnahme

 

Eine gemeinsame Gebetswache organisieren, eine Kartenschreib-Aktion auf die Beine stellen, zu Hause beten, oder einfach eine Kerze anzünden oder ein Lied singen: Es gibt viele Formen der Beteiligung.

 

Willkommen ist jede Aktion, die den Symbolgehalt des Internationalen Tages zur Unterstützung der Folteropfer stärkt.

 

Bitte teilen Sie uns Ihr Vorhaben mit: Zünden Sie zu Hause eine Kerze an? Beten Sie zusammen mit anderen Menschen? Schreiben Sie den Betroffenen? Ihre Infos und Bilder Ihres Anlasses sind hochwillkommen: Katleen De Beukeleer, k.debeukeleer@acat.ch

 

→ Melden Sie Ihre Veranstaltung auch an auf www.nuitdesveilleurs.fr

 
 

Möchten Sie für ACAT-Schweiz spenden oder eine Kollekte machen?

 

Herzlichen Dank ♥!

 
IBAN: CH16 0900 0000 1203 9693 7

ACAT-Schweiz, Speichergasse 29, CH-3011 Bern

 

→ Muster-Kollektenansage für Ihre Kirche oder Pfarrei

 
 
 

 

Menschen, für die wir beten

 
 
 
 
 

Bild: Yonny Ronay Chacón González, alle Rechte vorbehalten

 
 

-- MEXIKO --

 

Yonny Ronay Chacón González  

 

Yonny Ronay Chacón González ist ein junger Student und Sohn bescheidener Bauern aus dem mexikanischen Bundessstaat Chiapas. Im März 2019 wurde er bei einer Polizeikontrolle in der Stadt, in der er studierte, festgenommen. Er wurde ohne Grund in die Abteilung für Sonderermittlungen der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates gebracht. Seine Verhörer folterten ihn, um ihn zu zwingen, einen Diebstahl zu gestehen. 

 

Am nächsten Tag wurde Yonny Ronay in der Lokalpresse und in den sozialen Netzwerken neben schweren Waffen gezeigt. Ziel war es, Yonny als Mitglied einer kriminellen Gruppe und als Täter eines Mordes in Villaflores, einer anderen Stadt in Chiapas, darzustellen.  

 

Da seine Gerichtsakteleer war, hätte er am übernächsten Tag freigelassen werden sollen. Stattdessen wurde er an die Staatsanwaltschaft in Villaflores überstellt. Dort wurde er erneut gefoltert, diesmal damit er den in den Medien erwähnten Mord gesteht. Er wurde in Untersuchungshaft genommen und des qualifizierten Mordes sowie des Raubes angeklagt. 

 

Die willkürliche Inhaftierung von Yonny Ronay auf der Grundlage gefälschter Beweise istein Verstoss gegen das Recht auf die Unschuldsvermutung und auf ein ordnungsgemässes Verfahren. Yonny hat wiederholt ausgesagt, dass er sich am Tag des ihm vorgeworfenen Mordes nicht in Villaflores aufhielt. Bereits in den ersten Anhörungen vor dem Richterprangerte er die Folter an, die er erlitten hatte. Ärztliche Bescheinigungen und Zeugenaussagen bestätigen seine Aussagen. Dennoch ignorierte die Justiz in Chiapas absichtlich all diese schweren Rechtsverletzungen und verurteilte ihn im September 2021 zu 31 Jahren und sechs Monaten Gefängnis. 

 

 
Beten Sie für Yonny Ronay!

Unterstützen Sie ihn, indem Sie ihm schreiben:

  

Centro de Derechos Humanos Frayba

Para Yonny Ronay

Calle Brasil 14

Barrio de Mexicanos

San Cristóbal de Las Casas, Chiapas Mx. C.P.2924

Mexiko

 

 
 
 

Bild: Floriane Irangabiye (Facebook)

 
 

-- BURUNDI --

 

Floriane Irangabiye  

 

Floriane Irangabiye ist Kolumnistin und Moderatorin bei Radio Igicaniro, einem burundischen Online-Medium, das von Ruanda aus sendet. Am 30. August 2022 wurde sie von Agenten des Nationalen Geheimdienstes im Süden Burundis festgenommen. Die Journalistin, die mit ihrer Familie im Exil in Ruanda lebt, war auf der Durchreise in Burundi, um an einer Beerdigung teilzunehmen.  

 

Floriane wurde sofort in das Hauptquartier des Geheimdienstes in der Hauptstadt Bujumbura gebracht. Mehr als eine Woche lang wurde sie ohne die Anwesenheit eines Anwalts verhört. Am 29. September 2022 wurde sie mitten in der Nacht und ohne Vorinformation in ein Gefängnis im Nordosten des Landes gebracht, weit entfernt von ihren in Bujumbura lebenden Familienangehörigen. Diese Verlegung versetzte die Journalistin in grosse Angst: Sie war überzeugt, dass sie, wie der Journalist Jean Bigiramanaim Jahr 2016, verschwinden würde.  

 

Erst zwei Monate nach ihrer Festnahme wurde Floriane Irangabiye wegen «Angriffs auf die Integrität des nationalen Territoriums» angeklagt.

 

Anfang Januar 2023 wurde sie zu zehn Jahren Gefängnis ohne Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Ihr Verbrechen: die Moderation einer Diskussion zwischen zwei Kritikern der burundischen Behörden auf Radio Igicaniro im August 2022. In dieser Diskussion hatte Floriane Irangabiye die Regierung scharf kritisiert und die Burundier dazu ermutigt, sich den Behörden zu widersetzen.

 

Ihre Anwälte haben Berufung eingelegt. Der Fall liegt beim Berufungsgericht in Bujumbura. Dieses hat aber noch keinen Termin für die Verhandlung festgelegt.

 

Das Urteil gegen Floriane Irangabiye ist durch den politischen Willen motiviert, jede Opposition oder kritische Stimme zum Schweigen zu bringen. Die vorherrschende politische Partei monopolisiert seit 2005 die Macht.

 

 

Beten Sie für Floriane!
Unterstützen Sie sie, indem Sie ihr schreiben:

 

ACAT-France
7 rue Georges Lardennois
75019 Paris

Frankreich

 
ACAT-Frankreich wird Ihre Briefe weiterleiten

 

 
 
 

Bild: Vikalpa Groundviews  Maatram CPA auf Flickr, CC BY 2.0

 
 

-- SRI LANKA --

 

Prageeth Eknaligoda 

 
Prageeth Eknaligoda wurde am 24. Januar 2010 von zwei ehemaligen Mitgliedern des Geheimdienstes entführt. Nachdem er der Armee übergeben worden war, wurde er nie wieder gesehen. Sein Verbrechen? Als politischer Analyst und Karikaturist veröffentlichte er regelmässig Zeichnungen, die sich kritisch mit der damals in Sri Lanka herrschenden repressiven Führung auseinandersetzten. Seine Entführung ereignete sich zwei Tage vor den damaligen Präsidentschaftswahlen.  

 

Es gab eine starke internationale Mobilisierung für Prageeth Eknaligoda. Bei der Suche nach der Wahrheit stiess seine Familie, insbesondere seine Frau, jedoch auf zahlreiche politische und gerichtliche Hindernisse. Erst fünf Jahre nach Prageeths Verschwinden wurde unter einem neuen Staatspräsidenten eine Untersuchung eingeleitet. Neun Verdächtige, Mitglieder des militärischen Geheimdienstes, wurden festgenommen. Sie wurden aber bald gegen Kaution freigelassen.

 

Im Jahr 2019 wurde schliesslichein Gerichtsverfahren eröffnet. Erst vor kurzem wurden die neun Verdächtigen in Untersuchungshaft genommen. Viele Zeugen im Gerichtsverfahren änderten ihre ursprünglichen Aussagen, nachdem sie unter Druck gesetzt und bedroht worden waren. Auch Prageeth Eknaligodas Ehefrau wurde regelmässig belästigt, eingeschüchtert und bedroht.

 

Sri Lanka ist eines der Länder mit der weltweit höchsten Zahl an Fällen von Verschwindenlassen: Allein während des bewaffneten Konflikts in Sri Lanka verschwanden fast 65'000 Menschen. Nach dem Ende des Konflikts im Jahr 2009 kam es zu Entführungen von politischen Gegnern. Die Ermittlungen zu den Verbrechen, die von den sri-lankischen Sicherheitskräften während dieser Zeit begangen wurden, sind jedoch ins Stocken geraten.

 

 

Beten Sie für Prageeth und seine Familie!

Schreiben Sie der Ehefrau von Prageeth:

 

Sandya Eknaligoda

Nr. 136/2, Suhada Mawatha,

Hiripitiya Road

Pannipitiya

Sri Lanka

 

 
 
 

BILDER: European-Saudi organisation for Human Rights

 
 

-- SAUDI-ARABIEN --

 

Jalal, Abdullah, Yousef, Hassan, Ali Jaafar, Jawad, Ali Hassan und Mahdi

 

Jalal Labbad und sieben weiteren jungen Männern, Abdullah Al-Darzai, Yousef Al-Manasef, Hassan Zaki Al-Faraj, Ali Jaafar Al Mabiouq, Jawad Qureiris, Ali Hassan Al-Subaiti und Mahdi Al-Mohsen, droht unmittelbar die Hinrichtung. Dies, obwohl sie zum Zeitpunkt gewisserTaten, für die sie zum Tode verurteilt wurden, noch minderjährig waren.

 

Die jungen Männer wurden zwischen 2014 und 2021 unabhängig voneinander festgenommen und mehrere Monate lang in Einzelhaft festgehalten. Sie wurden gefoltert. Erst nach einigen Jahren wurden sie vor Gericht gestellt, wo sie zum ersten Mal von einem Anwalt begleitet wurden.Sie wurden vor Gerichten angeklagt, die für die Verfolgung von Verbrechen im Zusammenhang mit Terrorakten geschaffen wurden. In Wirklichkeit gehen diese Gerichte gegen alle Menschen vor, die sich dem Regime widersetzen.

 

Die Staatsanwaltschaft verwendet vor Gericht Geständnisse, die unter Zwang abgelegt wurden. Oft sind diese Geständnisse das einzige belastende Material. Vor dem Richter gaben die Opfer an, gefoltert worden zu sein. Trotzdem wurden dazu keine Ermittlungen durchgeführt.

 

Jalal Labbad, Abdullah Al-Darzai, Yousef Al-Manasef, Hassan Zaki Al-Faraj und Ali Jaafar Al Mabiouq wurden bereits zum Tode verurteilt. Sie warten auf eine endgültige Entscheidung des Obersten Gerichtshofs.Für Jawad Qureiris und Ali Hassan Al-Subaiti steht ein Berufungsurteil an. Mahdi Al-Mohsen droht ebenfalls die Todesstrafe, aber seine derzeitige strafrechtliche Situation ist nicht bekannt.

 

Möglicherweise droht auch weiteren Personen, die zum Zeitpunkt ähnlicher Taten minderjährig waren, die Todesstrafe.

 

Ein Gesetz aus dem Jahr 2018 und ein königliches Dekret aus dem Jahr 2020 sehen eigentlich vor, die Todesstrafe für Personen, die zum Zeitpunkt der Tat minderjährig waren, abzuschaffen. 

 
Beten Sie für Jalal, Abdullah, Yousef, Hassan, Ali Jaafar, Jawad, Ali Hassan, Mahdi!

Unterstützen Sie sie, indem Sie ihnen schreiben:
 
European-Saudi Organisation for Human Rights
Aktion NDV 2023
Schmidt-Knobelsdorf-Strasse 8
Berlin 13581
Deutschland

 

 
 
 

Bild: Jean Rémy Yama (Facebook)

 
 

-- UPDATE 5. SEPTEMBER 2023 --

 

Jean-Rémy Yama ist frei!

 

Jean-Rémy Yama wurde am 5. September 2023 freigelassen, 24 Stunden nachdem Übergangspräsident Brice Oligui Nguema die Freilassung aller Gewissensgefangenen angekündigt hatte. Diese war eine Reaktion auf eine nachdrückliche Forderung der Zivilgesellschaft.


Am 30. August stürzte General Brice Oligui Nguema den Präsidenten Ali Bongo Ondimba und übernahm die Macht in Gabun. Fünf Tage später wurde er als «Übergangspräsident» vereidigt, ohne dass er jedoch die Dauer seiner Amtszeit nannte. Ausserdem versprach er, «freie, transparente und glaubwürdige Wahlen» abzuhalten. Der Staatsstreich erfolgte weniger als eine Stunde nach der Verkündung der Wiederwahl von Ali Bongo nach einem umstrittenen Wahlgang.


Seit mehr als 55 Jahren hatte die Familie Bongo diesen kleinen zentralafrikanischen Staat unangefochten regiert, der dank seines Erdöls zu den reichsten des Kontinents zählt, aber unter dem Joch einer Elite stand, die von ihren Gegnern der «massiven Korruption» und der «schlechten Regierungsführung» beschuldigt wird.


Quellen: Le Monde; Gabon Media Time

 
 

-- GABUN --

 

Jean-Rémy Yama

 

Jean-Rémy Yama ist ein Gewerkschaftsführer. Anfang 2022 wurde er inhaftiert und verlor sein öffentliches Amt. Seine Inhaftierung erfolgte vor dem Hintergrund der Präsidentschaftswahlen vom August 2023.


Jean-Rémy Yama ist Vorsitzender von Dynamique unitaire, der grössten Gewerkschaftskoalition in Gabun. Er ist ausserdem aktives Mitglied von Tournons la Page-Gabon, die sich für einen demokratischen Wechsel und eine gute Regierungsführung einsetzt.


Am 27. Februar 2022 wurde Jean-Rémy festgenommen. Zunächst wurde er zur Generaldirektion für Einmischungsabwehr und militärische Sicherheit gebracht und danach an einen unbekannten Ort überführt. Fünf Tage später wurde Jean-Rémy Yama offiziell des Betrugs, der Veruntreuung und der Unterschlagung von Geldern in einem Fall von öffentlicher Auftragsvergabe angeklagt. Anschliessend wurde er in Libreville in Untersuchungshaft genommen. Er wurde aus dem öffentlichen Dienst entlassen.


Im Juli 2016 war Jean-Rémy Yama in einem ähnlichen Fall beschuldigt worden, Geld veruntreut zu haben. Auch damals wurde er inhaftiert. Er kam erst im Oktober 2016 frei, mehrere Monate nach den Präsidentschaftswahlen.


Die Angehörigen des Gewerkschafters haben stets die Instrumentalisierung der Justiz für politische Zwecke angeprangert und waren der Ansicht, dass die Verhaftung darauf abzielte, Gegner des Regimes mundtot zu machen.

 

Der Fall erinnert sehr stark an die Inhaftierung des gabunischen Oppositions­politikers Bertrand Zibi Abeghe nach den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 (s. Nächtliche Gebetswache 2020). Bertrand Zibi Abeghe kam erst 2022 frei.

 

Danke an alle, die Jean-Rémy während seiner Gefangenschaft unterstützt haben!

 
 
 

 

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Quelle: ACAT-Frankreich