© Bild: Carlos Latuff (latuffcartoons.wordpress.com)

 
 
 
 
 
 

Petition zum Tag der Menschenrechte, 10. Dezember 2020

 

Brasilien: Zwangsvertreibung von Bauernfamilien

 
 
 

Die Intervention zum Menschenrechtstag illustriert anhand eines typischen Beispiels die schweren Missbräuche, unter denen lokale Gemeinschaften in Brasilien leiden.*


Zwischen dem 12. und 14. August 2020 wurden in der Gemeinde Campo do Meio (Minas Gerais, Südosten von Brasilien) vierzehn Familien von einem imposanten Militärpolizei-Aufgebot gewaltsam vom Land vertrieben, auf dem sie seit rund zwanzig Jahren lebten. Die Familien gehören der Quilombo Campo Grande-Gemeinschaft der Bewegung der Landarbeiter ohne Boden (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra, MST) an. Die Polizei vertrieb die Familien, zerstörte die Schule der Gemeinschaft und schloss ein Lagerhaus. Dabei setzte sie Tränengas sowie zahlreiche Fahrzeuge und Hubschrauber ein. Unbekannte Täter steckten die Felder der Bauern in Brand. Die Quilombo Campo Grande-Gemeinschaft hatte in der Region eine ökologische Landwirtschaft entwickelt, die Massstäbe setzt.

 
 
 

Karte: ACAT-Schweiz

 
 

Karte: ACAT-Schweiz

 
 

Die Räumung erfolgte nach einem Gerichtsbeschluss der Agrarkammer des Gerichtshofs von Minas Gerais vom Februar 2020. Diese ordnete die Rückgabe von insgesamt 52 Hektar des von der Gemeinschaft bewohnten Grundstücks** an. Einige Familien wurden jedoch ohne Gerichtsbeschluss vertrieben. Zudem hatte das Gericht die Zerstörung der Schule und des Ackerlands nicht angeordnet. Die Gemeinschaft wehrte sich friedlich, aber erfolglos gegen die Räumung.


Drei brasilianische Menschenrechts­institutionen beantragten bei den lokalen Behörden einen Räumungsaufschub. Dieser wurde abgelehnt. Die vertriebenen Familien stehen nun ohne Unterkunft und ohne Lebensunterhalt da. Wegen der aktuellen Pandemie sind sie zudem einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Seit den Ereignissen mussten die vierzehn Familien in der Gemeinschaft untergebracht werden. Der Staatsanwalt von Minas Gerais hat seinerseits am 24. September ein Dokument veröffentlicht, das zahlreiche Unregelmässigkeiten bei der Zwangsräumung vom August auflistet.


Die Petition fordert die brasilianischen Behörden auf, die Vorfälle zu untersuchen und Massnahmen zu ergreifen, um diese Gemeinschaft und andere Menschenrechts- und Umweltschützer in Brasilien zu respektieren und zu schützen.

 

* Appell von OMCT/FIDH (Weltorganisation gegen Folter / Internationale Föderation für Menschenrechte)
** Das ursprünglich auf diesem Land tätige Unternehmen war in Konkurs gegangen und hatte das Grundstück verlassen.

 
 
 

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