Bild: Brigitte Werner auf Pixabay

Follow-up vom 7. März 2024

 

Die 8 jungen Saudis sind wohl noch am Leben

 

 

 

Die acht jungen Saudis, für die wir uns mit der Aktion zum Tag der Menschenrechte vom 10. Dezember 2023 eingesetzt haben, sind noch am Leben. Davon geht die Organisation ESOHR (European Saudi Organization for Human Rights) aus. Unsere Befürchtungen, dass die acht Männer um die Weihnachtszeit hingerichtet werden könnten, sind somit glücklicherweise nicht eingetreten. Trotzdem war der Dezember der Monat mit der höchsten Anzahl Hinrichtungen (42) in Saudi-Arabien im vergangenen Jahr. Vier davon fanden am 31. Dezember 2023 statt. 2023 sollen nach Angaben des saudischen Innenministeriums insgesamt 172 Menschen hingerichtet worden sein. ESOHR erachtet es aber als sehr wahrscheinlich, dass diese Zahl viel höher liegt. Bereits 2023 hatte die saudische Menschenrechtskommission fürs Jahr 2022 eine andere Zahl angegeben als das Innenministerium: Statt 147 sollen 196 Menschen hingerichtet worden sein. Wegen der völligen Intransparenz um die Todesstrafe in Saudi-Arabien ist auch diese Zahl mit Vorsicht zu interpretieren.

 

Zwischen Januar und März 2024 wurden in Saudi-Arabien bereits um die 30 zum Tod Verurteilte hingerichtet. ESOHR befürchtet, dass die Anzahl Tötungen 2024 somit nochmals höher liegen könnte als in den vergangenen Jahren.

 

Die Fälle der acht jungen Männer geben weiterhin Anlass zu grosser Sorge. Vor allem Abdullah Al-Derazi und Jalal Labad sind in grosser Gefahr, da sie rechtskräftig verurteilt wurden. Zur Erinnerung: Diese acht Menschen wurden zum Tod verurteilt für angebliche Verbrechen, die sie begangen haben sollen, als sie noch minderjährig waren. Ihre Todesurteile waren politisch motiviert.


Wir danken allen, die mit unserer Petition die Aufhebung der Todesstrafe dieser acht jungen Menschen gefordert haben!


Die Petitionsübergabe gestaltete sich sehr harzig. Sobald wir die saudische Botschaft in der Schweiz über unsere Anliegen informiert hatten, stellte sie sich taub und reagierte nicht mehr auf unsere zahlreichen Versuche, in Dialog zu treten. Sie gab nur an, das Paket mit den Unterschriften für den saudischen Kronprinzen sei «nicht eingetroffen» – obwohl die Post die Auslieferung mittels Sendungsverfolgung bestätigt hatte. Auch die Briefe, die direkt an den Kronprinzen gingen, blieben unbeantwortet. Leider bestätigt sich damit unsere Erfahrung, dass autokratische Regime sich jedem Dialog verweigern. Solche Staaten schweigen lieber zu den Menschenrechtsverstössen, die sie zu verantworten haben – insbesondere zu Folter. Dies bestätigt uns wiederum in unserer Ansicht, dass unsere Aktionen, die «stören» und das Schweigen brechen, umso mehr notwendig sind.


Quellen: Middle East Eye, ESOHR, Reprieve l AKTION 10.10.2023

Porträtbilder: ESOHR