Offener Brief

 

Rücktrittsforderung an belarusische Honorarkonsuln


Gleich drei Honorarkonsuln in der Schweiz und in Liechtenstein vertreten Belarus und damit das Regime von Diktator Alexander Lukaschenko. In einem Offenen Brief wurden Hermann Alexander Beyeler, Andrey Nazheskin und Timothy von Landskron aufgefordert, sich vom belarusischen Regime zu distanzieren und ihr Amt niederzulegen.

 

«Stellen Sie sich auf die Seite der Menschen in Belarus, die sich nach Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sehnen! Beenden Sie Ihre Unterstützung der Lukaschenko-Diktatur – sofort!» Mit diesen Worten endet der zweiseitige Appell von Libereco - ­Partnership for Human Rights und elf mitunterzeichnenden Organisationen, darunter ACAT-Schweiz. Der Offene Brief vom 26. August 2022 richtet sich an die drei Honorarkonsuln von Belarus in der Schweiz und in Liechtenstein. (→ Was macht ein Honorarkonsul?)

 

 
 
 

 
 
 

 

→ zum offenen Brief


Die drei ehrenamtlichen Vertreter von Belarus denken jedoch nicht daran, sich von Lukaschenko zu distanzieren, sondern halten an ihrer Funktion fest. So erklärte der Unternehmer und Mäzen Hermann Alexander Beyeler aus Prattelen (BL) laut Libereco, er betrachte sein Amt als ein wirtschaftliches, das mit keinem politischen Auftrag verbunden sei. Auch sein Kollege aus der Westschweiz, der russischstämmige Andrey Nazheskin, klammert in seiner Stellungnahme aktuelle politische Fragen explizit aus. Der «Bund» zitiert ihn mit der Aussage: «Ich unterstütze Belarus humanitär, kulturell und sportlich und helfe weissrussischen Menschen in der Schweiz konsularisch. Politik machen wir keine.» Bedeckt gibt sich der Dritte im Bunde, Baron Timothy von Landskron aus Schaan/Liechtenstein. Der Banker hat die Website seines belarusischen Honorarkonsulats kurzerhand als privat deklariert und ist für Stellungnahmen nicht erreichbar.


Libereco schreibt, dass in Deutschland in den vergangenen Monaten bereits zwei der insgesamt vier Honorarkonsuln der Republik Belarus ihr Amt nieder­gelegt haben. Schon im August 2020 hatte Libereco sie dazu aufgefordert, damals jedoch noch ohne Reaktion.


Die katastrophale Menschenrechtslage in Belarus und die Repression seit der brutalen Niederschlagung der friedlichen Massenproteste vor zwei Jahren haben wir anlässlich der Karfreitagskampagne 2022 thematisiert. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine spielt das Regime von Diktator Lukaschenko auch ausserhalb seiner Grenzen eine düstere Rolle. So operierte Russland beim Angriff auf die Ukraine von belarusischem Territorium aus und schien dieses zumindest in der ersten Kriegszeit auch als Nachschubroute zu nutzen.


Wie es möglich sein soll, von einem Staat für dessen konsularische Vertretung ernannt zu werden und sich dabei apolitisch zu verhalten, bleibt rätselhaft. Wenn die Identifikation mit einem Machthaber wie Lukaschenko nicht verneint wird, bleibt nur die Annahme, dass die genannten Honorarkonsuln sich mit der brutalen Unterdrückung des belarusischen Volkes durch ihr Regime identifizieren können.

 

Bettina Ryser Ndeye, Generalsekretärin

 

Diesen Text finden Sie auch in unserem Magazin «Aktiv werden mit ACAT» vom September 2022.

 
 
 

 

 
 

Was macht ein Honorarkonsul?

 

Honorarkonsuln erledigen ehrenamtlich konsularische Aufgaben für ihren Entsendestaat (hier Belarus) im Empfangsstaat (Schweiz) wie Pass-, Visum- und Aufenthaltsfragen. Oft kümmern sie sich auch um wirtschaftliche und kulturelle bilaterale Beziehungen. Sie sind meist Bürger des Empfangsstaats, sprechen aber eine Sprache des Entsendestaats. Konsulate erstrecken sich häufig über die Region, in der der Ehrenbeamte lebt. (Quelle: Der Bund)