Karfreitagskampagne 2016

 
 

Gemeinsam gegen missbräuchliche Untersuchungshaft

 
 

Unmenschlichkeit im Gefängnis Makala, der Anstalt für Haftvollzug und Rehabilitation von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo). Oder: die Hölle von Makala. Die Rede ist vom grössten Gefängnis in Kinshasa. Dort sind die Insassen meist auf so engem Raum zusammengepfercht, dass sie sich kaum zum Schlafen hinlegen können. Zur Entlastung des überfüllten Gefängnisses sollen 2016, so die Ankündigung des Justizministers, 1200 Häftlinge, die ein Viertel ihrer Strafe verbüsst haben, bei tadelloser Führung auf Bewährung freigelassen werden. Und die Untersuchungshäftlinge? Diese Beschuldigten, die auf ein Verfahren warten, vegetieren teils jahrelang im Gefängnis dahin, ohne zu wissen weshalb. Die Internationale Föderation der ACAT (FIACAT) und ACAT-DR Kongo wollen sich mit einem gemeinsamen Projekt der Fälle der «Vergessenen» annehmen. ACAT-Schweiz nimmt den Karfreitag 2016 zum Anlass, sie dabei zu unterstützen.

 
 

Das Leiden der Vergessenen von Makala

 
 

Die Missstände im Justizwesen schlagen sich direkt in den Lebensbedingungen der Gefangenen nieder. Die kongolesischen Gefängnisse sind überfüllt und werden als «Sterbehäuser» bezeichnet, namentlich das Gefängnis Makala in Kinshasa. Es wurde für 1500 Häftlinge angelegt und war Ende 2015 mit über 6000 Insassen komplett überfüllt. Da nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, können die Häftlinge nicht angemessen betreut werden. Zum Überleben sind sie auf ihre Familien und punktuelle Hilfestellungen von karitativen Organisationen wie Kirchen und NGO angewiesen.

 

Betten, Matratzen und Decken sind Mangelware und höchstens den Privilegierten vorbehalten. Praktisch alle Häftlinge leiden unter Mangelernährung. Auch Wasser ist ein rares Gut. Viele Insassen sind an Tuberkulose, Malaria oder Aids erkrankt und erhalten keinerlei medizinische Versorgung.

 

Bewilligungen für die Einweisung von einem kongolesischen Gefängnis in ein Krankenhaus sind zeitraubend und werden aus Sicherheitsgründen oft verweigert. Bei Transporten kommt es nicht selten zu Fluchtversuchen. Ambulanzen zur Überführung von Kranken in eine der grossen Kliniken stehen laut einem Arzt nicht immer zur Verfügung. Meist gehen solche Transporte auf Kosten der Inhaftierten, namentlich auch Polizeieskorten und gewisse Arzneimittel. So kommt es denn vor, dass Kranke, unter ihnen viele Untersuchungshäftlinge, im Gefängnis sterben.

 

 

 

Skizze von Louis Guinamard, Gefängnis Makala © Taor

 
 

Einige Geschichten von Häftlingen in Makala

 

Pierre MPUNI LABING (Arzt) wird im Pavillon 11/A festgehalten. Verhaftet wurde er wegen Betrug in der Höhe von 5000 US Dollar, auf Initative des Staatsanwalts des Tribunal de Grande Instance in Ndjili. Seit dem 8. November 2015 sitzt er in Untersuchungshaft. Lediglich zweimal wurde er dem Gericht vorgeführt. Er ist schwer krank und ihm fehlen die Mittel für Nahrung und Pflege.

 

Marcel ITELA MBOYO, Pavillon 5/A, wurde vom Staatsanwalt des Tribunal de Grande Instance in Matete, wegen Betrügereien um 1500 US Dollar, festgenommen. Einem Richter wurde er nie vorgeführt. Seine Familie lebt weit weg in der Provinz Equateur; er hat keinerlei Unterstützung.

 

Alain MANDALA MBALA wurde aufgrund des Vorwurfs den Freund seines Chefs - welcher nicht genauer identifiziert wurde - bestohlen zu haben, von der Police Nationale Congolaise festgenommen. Das Parquet de Grande Instance in Kinshasa/Gombe stellte einen provisorischen Haftbefehl gegen ihn aus, ohne das er je mit dem Kläger konfrontiert wurde. Ins Gefängnis Makala kam er am 5. Dezember 2015 und wurde dort im Pavillon 10B untergebracht. Einen Richter hat er nie gesehen. Seit dem 11. Januar 2016 befindet er sich im Hungerstreik, um gegen seine Haftbedingungen zu protestieren.

 
 
 
 
 

Handeln wir!

 

ACAT-Schweiz kofinanziert das Projekt der ACAT-RDC, das gegen missbräuchliche Untersuchungshaft kämpft, mittels einer Spenden-sammlung. Sie können das Projekt unterstützen indem Sie eine Spende machen (Betreff "Karfreitag") und diese Postkarte an Ihre Bekannten verteilen. Falls Sie zusätzliche Informationen wünschen oder weiteres Material bestellen wollen, kontaktieren Sie uns unter info(a)acat.ch oder

031 312 20 44

 
 

Weiterführende Materialen für den Karfreitag

 

Fürbitte von Pfarrer Roger Puati, Gemeinde St-Laurent les Bergières.

 

Meditation von Elisabeth Miescher, Präsidentin von ACAT-Schweiz.