Medienmitteilung zum Karfreitag 2017

 
 

Bern, 4. April 2017 – Die diesjährige Karfreitagskampagne von ACAT-Schweiz richtet ihren Fokus auf die Problematik der Lynchjustiz in Togo und das Unvermögen der Behörden, diesem unheimlichen Trend Einhalt zu gebieten.

 

Lynchjustiz ist Alltag in Togo. Nicht nur in ländlichen Regionen ist sie verbreitet, auch in der Hauptstadt Lomé kommt es immer wieder zu brutalen Übergriffen gegen vermeintlich Kriminelle: oft werden Beschuldigte zuerst zusammengeschlagen und dann lebendigen Leibes verbrannt. Lynchjustiz ist zu einem gängigen Mittel der Bevölkerung geworden, um Vergehen jeglicher Art zu ahnden. Allein die öffentlich, lautstark vorgebrachte Behauptung eines Diebstahls kann die verdächtigte Person das Leben kosten.

 

Das togolesische Justizsystem ist äusserst schwach, korrupt und für die breite Bevölkerung kaum zugänglich. Gleichzeitig wird das Vorgehen Krimineller von den TogolesInnen als zunehmend aggressiv und rücksichtslos wahrgenommen. So wird Lynchjustiz von weiten Teilen der Bevölkerung, wenn auch nicht unbedingt gutgeheissen, so doch als notwendiges Übel und einzige Möglichkeit im Umgang mit der Kriminalität akzeptiert.

 

Bruno Haden, Generalsekretär von ACAT-Togo, Schwesterorganisation von ACAT-Schweiz, betont daher ausdrücklich die Relevanz der Sensibilisierung der Bevölkerung. So hat Togo zwar 2009 die Todesstrafe abgeschafft, Haden zieht aber eine Parallele zwischen Lynchjustiz und Todesstrafe – Lynchjustiz sei eine Form der Todesstrafe innerhalb der Bevölkerung. Im togolesischen Kontext dränge sich die Frage auf, ob Lynchjustiz die Todesstrafe nicht sogar ersetzt habe.

 

ACAT-Schweiz und das internationale ACAT-Netz teilen die Besorgnis über die zunehmende Gewaltspirale in Togo und fordern den Staatspräsidenten mit einer Petition auf, Massnahmen zu ergreifen, um das Phänomen der Lynchjustiz im rechtsstaatlichen Rahmen entschlossen zu bekämpfen.

Die Unterschriftensammlungen dauern bis zum 24. April 2017.

 

Weitere Informationen zur Kampagne und Unterschriftenbogen. „Lynchjustiz“ ist zudem der thematische Schwerpunkt unseres aktuellen acatnews, welches vierteljährlich erscheint.

 

Die Menschenrechtsorganisation ACAT-Schweiz entstand 1981 als „Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter“. Sie setzt sich mittels Kampagnen, Briefaktionen und Sensibilisierungsarbeit für die Abschaffung von Folter und Todesstrafe weltweit ein und interveniert in Fällen von willkürlichen Inhaftierungen und unfairen Prozessen.

 

Kontakt: Sophie Kreutzberg, Kampagnenbeauftragte für ACAT-Schweiz
E-Mail s.kreutzberg(a)acat.ch, Telefon 031 312 20 44